Der Golf- und Country Club Seddiner See ist von einer Fachjury der UN-Dekade Biologische Vielfalt für sein umfangreiches Fachgutachten zu Flora- und Fauna ausgezeichnet worden – als erster Golfclub hierzulande.
von Sarah Stoffers
Große Libellen und bunte Schmetterlinge fliegen über die wildwachsenden Wiesen, auf denen einige Golfer gerade ihre Bälle abschlagen. Der Golf- und Country Club Seddiner See in Michendorf wirkt mit seinen zahlreichen kleinen Wäldchen, Teichen und naturbelassenen Wiesen auf den ersten Blick eher wie ein Naturschutzgebiet als wie eine Sportanlage. Seit Jahrzehnten bemüht sich der Golfclub um Naturschutz und Artenvielfalt auf seinem Areal. Am 18.09.2018 ist der Club dafür von der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet worden – als erster Golfclub in Deutschland. Auf der 178 Hektar großen Anlage des GCC Seddiner See sind auch Steinkäuze zuhause.
Die UN-Dekade Biologische Vielfalt, die 2011 ins Leben gerufen wurde und bis 2020 läuft, ist eine Initiative der Vereinten Nationen, um zum weltweiten Erhalt der biologischen Vielfalt beizutragen. Regelmäßig findet dazu ein Projektwettbewerb statt, bei dem eine Fachjury besondere Modellprojekte auswählt und auszeichnet. Der Golfclub wurde für das Umwelt-Projekt „Monitoring der Artenvielfalt“ gewürdigt, bei dem im vergangenen Jahr bereits zum wiederholten Mal die Flora und Fauna des Platzes von Experten dokumentiert wurde.
Nur rund ein Drittel des Golfplatzes ist überhaupt für den Spielbetrieb gedacht. Auf dem rund 178 Hektar großen Gelände, ohne Clubhaus und Betriebshof, fühlen sich mehr als 170 Pflanzenarten und 150 Tierarten heimisch, von Reptilien über Heuschrecken und Schmetterlingen bis hin zu Brutvögeln. Darunter 42 Arten, die auf der roten Liste stehen, also gefährdet oder akut vom Aussterben bedroht sind. So etwa Vogelarten wie der Star, die Feldlerche oder der Weißstorch. Die Mitarbeiter sowie die rund 1400 Mitglieder und Aktionäre, die mit Spenden zu den Projekten auf dem Golfplatz beitragen, haben die Naturbelassenheit und damit verbundene Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren seit Jahrzehnten vorangetrieben.
Die Golfbahnen erstrecken sich am Seddiner See nur auf rund einem Drittel der Anlage, der Rest bietet Platz für Streuobstwiesen, Biotope und Wälder. Der Golfclub wurde 1997 offiziell eröffnet. Zuvor wurde das Areal landwirtschaftlich genutzt. Vor allem seit Horst Schubert vor rund 18 Jahren den Vorstand des Golf- und Country- Clubs Seddiner See übernommen hat, ist der Naturschutz mehr und mehr in den Fokus gerückt. Der 63-Jährige hat sich seit den 90er Jahren mit dem betrieblichen Umweltschutz auseinandergesetzt und ist für viele ökologische Projekte auf dem Golfplatz verantwortlich. ,,Eigentlich ist ein Golfplatz ein landwirtschaftlicher Betrieb. Die ökologischen Zusammenhänge sind die gleichen“, so Schubert. Für ihn gehören Umwelt- und Naturschutz und Wirtschaftlichkeit, Ökologie und Ökonomie zusammen. „Jede eingesparte Menge Dünger oder Wasser spart Geld.“
2007 fand das erste Monitoring statt. Bereits damals stellte sich heraus, dass sich seit der Nutzung als Golfplatz die Artenvielfalt auf dem Gelände enorm gesteigert hatte. Seither habe sich die Zahl noch einmal erhöht. Von 117 auf 172 Pflanzenarten und von 126 auf 152 Tierarten, wie Schubert erklärt. Der Golfclub trägt aktiv dazu bei. „Wir haben spezielle Nistmöglichkeiten für Brutvögel und Fledermäuse geschaffen“, so Schubert. Etwa für den Turmfalken oder Eisvogel. Zusammen mit dem Landschafts-Förderverein Nuthe-Nieplitz-Niederungen bemüht sich der Golfclub außerdem seit 2015 um die Wiederansiedlung des Steinkauzes. „Wir haben eine Auswilderungsvoliere auf dem Golfplatzgelände errichtet. Immer im Herbst kommt ein neues Brutpaar, dass später wieder ausgewildert wird.“ Am 20.September wird das nächste Paar erwartet.
Sogar clubeigenen Honig gibt es im GCC Seddiner See – produziert von fünf Bienenvölkern. Auch fünf Bienenvölker sind auf dem Golfplatz angesiedelt worden. Der Honig wird im Clubhaus verkauft. Gerade bemüht sich das Team zudem, spezielle Blühstreifen für Wildbienen anzulegen. Und zwei Streuobstwiesen mit alten Obstsorten und eine Koppel für Island-Pferde gibt es auch. Der Club will sich auch in der Zukunft um die Artenvielfalt bemühen. Das nächste Fauna- und Flora-Monitoring ist für 2027 geplant.