Der Apfelbaum und der Weltuntergang

„Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute ein Apfelbäumchen pflanzen“ – ob dieses gern Martin Luther (1483 - 1546) zugeschriebene Zitat wirklich von diesem stammt, darf getrost bezweifelt werden. Der erste schriftliche Nachweis dieses angeblichen Luther-Zitates ist jedenfalls erst 1944 zu finden.

Der Glaube an einen bevorstehenden Weltuntergang war auch sicherlich nicht die wesentliche Motivation für die G&CC Seddiner See AG, im vergangenen Herbst auf dem Südplatz in der Nähe der Bahn 11 nicht nur einen, sondern gleich vierzig Apfelbäume zu pflanzen.

Diese Maßnahme ist vielmehr ein weiterer Beitrag zur ökologischen Aufwertung des Golfplatz-Areals und knüpft darüber hinaus an die frühere dort vorhandene landwirtschaftliche Nutzung an. In diesem Uferbereich am Großen Seddiner See gab es nämlich eine ausgedehnte Streuobstwiese, von der jetzt nur noch einige sehr alte Obstbäume am Rande des öffentlichen Wanderwegs existieren. Die Neu-Pflanzung ausgewählter alter Apfelsorten soll diesen Streuobst-Altbestand nun ergänzen.

Dieser Standort zur Anlage einer neuen Streuobstwiese macht auch deshalb Sinn, weil in unmittelbarer Nähe seit dem vergangenen Jahr die Bienenstöcke des G&CC Seddiner See – wir hatten in der Ausgabe 12 der „GOLFZEIT“ im Oktober 2015 hierüber ausführlich berichtet – aufgestellt sind. Die während der Blüte für die Obstbäume so wichtige Bestäubungsarbeit kann dann von den fleißigen Golfclub-Bienen sozusagen „auf dem kurzen Dienstweg“ erledigt werden.
 

Streuobstwiesen sind eine traditionelle Form des Obstbaus und hatten im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine große kulturelle, soziale, landschaftsprägende und ökologische Bedeutung. Durch die nachfolgende Intensivierung der Landwirtschaft verschwanden die Streuobstwiesen jedoch mehr und mehr. Heute gehören sie zu den am stärksten bedrohten Biotopen Mitteleuropas. Zahlreiche statistische Erhebungen belegen, dass seit der Mitte des 20. Jahrhunderts ein massiver Rückgang der Streuobstwiesen in Deutschland stattfand. Nach einer Schätzung der Umweltschutzorganisation NABU - Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) gingen die deutschen Streuobstbestände von ca. 1,5 Mio. Hektar um 1950 auf nur noch 300.000 - 400.000 Hektar im Jahr 2008 zurück. Während früher in Brandenburg blühten auf rund 11.000 Hektar Apfelbäume blühten, sind es heute weniger als 1.000 Hektar.

Der ökologische Stellenwert einer Streuobstwiese kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Extensiv bewirtschaftete Streuobstwiesen bieten nämlich einer Vielzahl von Tieren einen optimalen Lebensraum, z.B. Insekten (Käfer, Wespen, Hummeln, Bienen), Spinnen, Tausendfüßer u.a.m. Diese wiederum sind eine wichtige Nahrungsquelle für viele Vogelarten. Eine Indikatorart für die hohe ökologische Wertigkeit von Streuobstwiesen ist beispielsweise – der Steinkauz.

Und damit können wir an ein anderes Projekt anschließen, dass wir ebenfalls in der Oktoberausgabe 2015 der „GOLFZEIT“ vorgestellt hatten: die Anbringung von Nistmöglichkeiten für Steinkäuze auf dem Golfplatz-Gelände sowie unsere Auswilderungsvoliere hinter der Bahn 4 des Südplatzes mit dem Steinkauz-Paar „Uli“ und „Anke“.

Und last but not least: ab dem Jahr 2017 werden wir unseren Clubmitgliedern und Gästen jeweils im Herbst frisch geerntete Äpfel als kostenfreie Rundenverpflegung zur Verfügung stellen können – getreu dem Motto „an apple a day keeps the doctor away“!